, Pia Meier, Walliseller Anzeiger

Bericht aus dem Walliseller Anzeiger «Uns fehlt das gemeinsame Musizieren»

Die Musikerinnen und Musiker des Musikvereins Eintracht Wallisellen proben zurzeit zu Hause. Bei der Jugendmusik Glattal gibt es virtuelle Einzelproben beziehungsweise Proben im Jugendtreff. Aber Üben ohne Ziel beeinträchtigt die Motivation.

Bei vielen Musikvereinen herrscht wegen der Pandemie Flaute. Es gibt keine Auftritte und keine oder nur beschränkt Proben. Nun ruft der Schweizer Blasmusikverband als Dachverband seine Mitglieder dazu auf, Blasorchester trotz aller Widrigkeiten am Leben zu erhalten. «Es ist nicht alles verboten», betont er in seiner Medienmitteilung. «Wir haben deshalb unsere Musikantinnen und Musikanten angeregt, alles zu tun, damit die Flamme nicht erlischt.» Der Blasmusikverband hat dazu die Aktion «bleib im Verein» lanciert. Ziel ist, dass die Musikanten ihren Vereinen weiterhin als leidenschaftliche Verehrer der Blasmusik treu bleiben. Die musikalischen Aktivitäten sollten gemäss den Corona-Schutzplänen sobald als möglich wieder aufgenommen und es sollen zielgerichtet Programme erarbeitet werden, die alle erfreuen. Doch ist diese Aktion wirklich nötig? Der «Anzeiger von Wallisellen» fragte den Musikverein Eintracht Wallisellen und die Jugendmusik Glattal.

 

Zusammenspiel leidet

«Wir hatten unseren letzten Auftritt am 3. September 2020. Damals gaben wir ein kleines Konzert beim Alterszentrum Wägelwiesen. Die Jugendlichen spielten im Hof und die Bewohner konnten von den Balkonen oder aus den Fenstern zuhören», erzählt Susanne Gerber vom Vorstand der Jugendmusik Glattal. Aufgrund der aktuellen Massnahmen kann die Jugendmusik zurzeit nicht in ihr Probelokal im Schulhaus Bürgli Mitte. «Deshalb haben wir virtuellen Einzelunterricht.» Das Schlagwerk-Register darf im Jugendtreff an der Rotackerstrasse proben. Man habe im Jugi zwei Räume, in denen geprobt werden könnte. «Und da wir zwei Dirigenten haben, können wir hier mit zwei Kleingruppen jeden Donnerstag proben», freut sich Gerber. Aber Online ersetzt die physischen Proben nicht. «Durch die fehlenden Gesamtproben und ohne Präsenzunterricht nimmt die musikalische Leistung im Zusammenspiel ab. Dies ist wohl nicht zu vermeiden.» Die Dirigenten konnten dafür in den kleinen Gruppen vermehrt auf die einzelnen Spieler eingehen und diese fördern. Dank kleiner Orchesterproben gebe es noch einen Austausch unter den Musikerinnen und Musikern. «Zudem gibt es aktuell eine Projektgruppe, welche ein Konzert im Herbst plant», so Gerber. Weiter hätten die Jugendlichen auf Instagram und Facebook ein tolles Video erstellt. Auch die Musiklehrer würden an kleinen Video-Beiträgen für Social Media arbeiten. Am 13. Juni plane man ein Konzert. «Für diesen Anlass sind wir am Überlegen, ob wir für unser Publikum einen Live-Stream oder Aufnahmen des Konzertes anbieten können.» Der Musikverein Eintracht Wallisellen hatte seinen letzten Auftritt am 27. September vor der katholischen Kirche für Hochzeitsjubilare. Zum letzten Mal zusammen geprobt haben die Musikerinnen und Musiker am 9. Dezember. Am Mittwoch finden jeweils virtuelle Proben statt. Eine frühe Gruppe probt von 18.30 bis 20 Uhr unter der Leitung von Vizedirigent Uli Peintner, die späte Gruppe von 19.30 bis 21 Uhr unter der Leitung des Dirigenten Reto Aeppli. Präsident Rafael Forrer und die Vorstandsmitglieder würden regelmässig informieren, so dass alle auf dem Laufenden seien. «Leider gleichen die Nachrichten aber eher einem Streichkonzert. Dieses Jahr sind bereits das Konzert zum Palmsonntag, der Frühlingsmarkt und das Frühlingskonzert gestrichen worden», bedauert Bettina Suter-Egli vom Eintracht-Vorstand. Was die Konsequenzen der Pandemie für die Musikqualität des Orchesters bedeutet, sei noch schwer abzuschätzen, so die Eintracht. «Sicher hat das Zusammenspiel und das aufeinander Hören gelitten. Das muss wieder aufgebaut werden.» Andererseits würde den Musikerinnen und Musikern das gemeinsame Musizieren vielleicht so stark fehlen, dass sie mit noch grösserem Einsatz die Proben wieder aufnehmen würden.

 

Schwierig für die Jugendlichen

Zurzeit ist es für die Musikerinnen und Musiker sowohl bei der Jugendmusik als auch bei der Eintracht schwierig, dieselbe Motivation aufzubringen. Das sei natürlich nicht nur musikalisch zu merken. «Für die Jugendlichen ist die aktuelle Situation mit so vielen Einschränkungen in ihrem täglichen Leben nicht einfach», erläutert Gerber. Dennoch würde man den Zusammenhalt der Jugendlichen und auch den Willen nach Corona beziehungsweise nach den Lockerungen etwas Tolles auf die Beine zu stellen, merken. Auch bei der Eintracht haben die Musikerinnen und Musiker Motivationsprobleme beim Üben ohne Ziel. «Aber sie bleiben dran», betont Suter-Egli. Abgänge, die auf die Corona-Zeit zurückzuführen sind, gab es sowohl bei der Jugendmusik Glattal als auch beim Musikverein Eintracht Wallisellen nicht zu verzeichnen.

 

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